Junge Menschen sehen, hören, ernst nehmen: Partizipation in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
Maike Brummelman, Bundesreferatsleiterin Kinder-, Jugend- und Familienhilfe beim CJD, macht deutlich: „Ich finde es immer schwierig zu behaupten, man wisse, was die jungen Menschen brauchen, ohne mit ihnen zu sprechen. Wir gehen deshalb das Thema Partizipation in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe zusammen mit den jungen Menschen an.“ Partizipation ist aber mehr als ein Wohlfühlthema. „Es geht um neue Rollen bei der Unterstützung von jungen Menschen. Wir müssen Machtverhältnisse reflektieren. Das betrifft Rechte - und Pflichten.“
Die Rechte der jungen Menschen sehen
Was steht auf der Tagesordnung des zweiten CJD Partizipationsforums? „Wir greifen die Punkte vom ersten Forum auf und arbeiten daran weiter. Vor allem überprüfen wir, ob die Ziele noch stimmen, und setzen gemeinsam Prioritäten“, umreißt Maike Brummelman das Programm für zwei überaus intensive Tage. Das Thema Rechte haben sich die jungen Menschen gewünscht: Welche Rechte haben sie in den Einrichtungen beispielsweise in Bezug auf ihre Privatsphäre, welche Pflichten ergeben sich aber auch daraus zum Beispiel für das Zusammenleben in der Gemeinschaft? Außerdem wollen sie beleuchten, welche Rechte sie gegenüber dem Jugendamt haben. Maike Brummelman macht ihnen klar: „Ihr habt das Recht, gehört zu werden!“
Wie wichtig den jungen Menschen das Thema ist, zeigt die hohe Anzahl der Besucherinnen und Besucher. „Mit rund 80 Teilnehmenden hat sich die Zahl vom ersten zum zweiten Partizipationsforum verdoppelt“, freut sich Maike Brummelman über das große Interesse. Wissenschaftlich begleitet wird die Veranstaltung von der Universität Ulm. Mit dieser kooperiert das CJD seit mehr als 20 Jahren im Bereich der Pädagogischen Zielerfassung (PädZi). Und auch hier sollen die jungen Menschen mitgenommen werden. Deshalb stellt das wissenschaftliche Team der Uni Ulm den jungen Menschen das Prinzip von PädZi vor und erklärt es. „Wir wollen unsere Teilnehmenden über alles informieren und sie in jedem Bereich mitnehmen. Zudem ist es unser Ziel, unseren Partizipationsprozess auch über PädZi wissenschaftlich begleiten zu lassen“, erläutert Maike Brummelman.
Aufschlussreiche Erkenntnisse für alle
Anfangs ist nicht allen Teilnehmenden klar, was Partizipation überhaupt bedeutet. Aber am Ende sind sich alle einig, wie wichtig das Thema ist. Und wie gut es tut, sich darüber gemeinsam auszutauschen. So haben die jungen Menschen erarbeitet, was sie künftig nicht mehr wollen, was aus ihrer Sicht noch nicht klappt, aber auch was schon richtig gut ist und vor allem was sie in Zukunft wollen. Raphael (16) hält fest: „Ich fand für mich persönlich sehr erstaunlich zu sehen, dass alle die gleichen Probleme haben – aber in ganz verschiedenen Formen.“
An Lösungsvorschlägen mangelt es nicht, die Stellwände sind eng beschrieben. „Ich glaube, dass wir einen wichtigen Job gemacht haben, dass wir etwas erreicht haben, weil wir unsere Meinung einbringen, unsere Stimme erheben konnten“, findet Lea (24). Lea (16) ergänzt: „Ich werde noch eine Weile nachdenken über das, was andere erzählt haben. Ich finde, dass dieses Forum die Denkweise ändert.“
Rechtekatalog wird erstellt
Ergebnis der intensiven Arbeit in Berlin ist, dass die jungen Menschen jetzt gemeinsam mit ihren Betreuerinnen und Betreuern einen Rechtekatalog erstellen werden, der allen jungen Menschen und Mitarbeitenden in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe im CJD zur Verfügung stehen wird. Zudem müssen künftig die Rechte der jungen Menschen für alle einsehbar in den Einrichtungen ausgehängt werden. Und es wird eine Kommunikationsplattform eingerichtet, über die sich die jungen Menschen sowohl informieren als auch austauschen und vernetzen können.
Und was nimmt die Organisatorin selbst mit? „Dass es so wertvoll ist, miteinander zu sprechen. Dass es anstrengend ist, aber auch Spaß macht und dass es sich lohnt. Eines ist klar: Es wird auch im nächsten Jahr wieder ein CJD Partizipationsforum in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe geben.
Fachbereich Kinder-, Jugend- und Familienhilfe im CJD
Wir bieten umfassende ambulante Hilfen sowie teilstationäre und stationäre Maßnahmen für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an. Unsere Angebote erstrecken sich über Schulen, Sozialräume, Lebensorte und Einrichtungen, die sich an den individuellen Bedarfen und Ressourcen der jungen Menschen orientieren. Mit vielfältigen Optionen für Beschulung und Ausbildung gehen wir auf die Diversität unserer Zielgruppe ein.
Das CJD unterstützt Familien, die besonderen Herausforderungen gegenüberstehen, dabei, den Alltag und die Erziehung so selbstständig wie möglich zu gestalten. Unsere Lösungsangebote reichen von Beratung bis zu betreutem Familienwohnen. Für hilfsbedürftige und hochbelastete Kinder und Jugendliche stehen im CJD verschiedene Wohngruppen zur Verfügung.
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