Im Erfurter CJD-Kindergarten „Die kleinen Europäer“ ist das große Krabbeln ausgebrochen. Ein überdimensionaler Tausendfüßler kriecht blitzschnell über die Arme von Felix, während ein paar wandelnde Blätter es sich auf den Fingern von der sechsjährigen Mila gemütlich gemacht haben.
Seit Pädagogin Anna-Lena, die Tierflüsterin mit einer Vorliebe für alles, was krabbelt, im September vergangenen Jahres im CJD angefangen hat, wimmelt es im Kindergarten von faszinierenden Krabbeltieren. Mit an Bord: fünf Achatschnecken, etwa 25 Streifen-Fauchschaben, wandelnde Blätter und zwei Tausendfüßler. Anna-Lena bringt sie alle mit in den Kindergarten und verwandelt regelmäßig den Morgenkreis in eine Naturforscherrunde. Die Kinder sind unglaublich wissbegierig und anfängliche Kontaktschwierigkeiten mit den Tieren sind längst vergessen.
Fragt man Anna-Lena, was sie dazu bewegt hat, wandelnde Blätter in den Kindergarten einziehen zu lassen und weshalb es wichtig ist, dass Kinder den Umgang mit Insekten kennenlernen, sprudeln sofort unzählige Gründe aus der 21-jährigen Pädagogin.
Krabbelfaktor: Biodiversität und Ökosysteme kennenlernen
Insekten sind kleine Helden der Natur. Sie bestäuben Pflanzen, kontrollieren Schädlinge und zersetzen Nährstoffe im Boden. Kinder, die Insekten kennenlernen, verstehen besser, warum diese kleinen Superstars für unsere Umwelt so wichtig sind.
Neugier-Bonus: Wissensdurst stillen
Kinder sind von Natur aus neugierig. Insektenbeobachtungen stillen diese Neugier und bringen schon den Kleinsten wertvolles Wissen über die Natur bei – viel spannender als jeder Dokumentarfilm.
Empathie-Boost: Respekt vor kleinen Wesen entwickeln
Durch den Umgang mit Insekten lernen Kinder, Empathie für andere Lebewesen zu entwickeln und diese zu respektieren. Sie erkennen, dass jedes Lebewesen, egal wie winzig, eine wichtige Rolle spielt.
Früh übt sich: Frühkindliche Bildung fördern
Insekten bieten eine großartige Möglichkeit, Konzepte wie Formen, Farben, Zahlen, Lebenszyklen und Verhaltensweisen zu vermitteln.
Naturverbundenheit 2.0: Umweltbewusstsein fördern
Ein früher Kontakt mit der Natur fördert eine tiefere Verbundenheit zur Umwelt. So können aus kleinen Naturforschern später umweltbewusste Erwachsene werden.
Die Liebe zu den ungewöhnlichen Haustieren entdeckte die junge Frau eher zufällig. Die wandelnden Blätter sah Pädagogin Anna-Lena erstmals auf einem Fest, die riesigen Schnecken lernte sie während eines Praktikums kennen. Ihre Idee, die wandelnden Blätter in den Kindergarten zu bringen, entstand spontan. Die Kinder waren begeistert und so wurden die Blätter zu Dauerbewohnern. Mittlerweile sind „Die kleinen Europäer“ richtige Insekten-Profis.
Sie übernehmen täglich und mit viel Fürsorge die Verantwortung für die Tiere: Sie besprühen die wandelnden Blätter und reinigen sie nach Bedarf. Die anderen Krabbeltiere bringt Anna-Lena je nach Wetterlage oder auf Wunsch der Kinder mit, jedoch nicht öfter als einmal alle zwei Wochen. Die Kinder lernen Verantwortung und den respektvollen Umgang mit kleinen Lebewesen, was auch den Umgang mit dem Tod einschließt, da die Lebensspanne der wandelnden Blätter zum Beispiel nur etwa 1,5 Jahre beträgt.
Die junge Pädagogin plant, das Thema Insekten weiter auszubauen, mit verschiedenen Projekten und unterschiedlichen Tieren in den Gruppenräumen. Sie möchte sowohl Kinder als auch Pädagogen noch mehr über die Insekten in unseren Gärten und ihren Nutzen informieren.
Anna-Lenas Krabbeltiere bereichern den Kindergartenalltag auf vielfältige Weise. Sie fördern das Wissen und die Empathie der Kinder, stärken ihre Verantwortungsbereitschaft und schaffen eine tiefere Verbundenheit zur Natur. Mit solchen Projekten trägt der Kindergarten „Die kleinen Europäer“ dazu bei, dass Kinder die Bedeutung der Natur und der kleinen Lebewesen in unserer Umwelt verstehen und schätzen lernen. So wird der Kindergartenalltag zur tierisch spannenden Lernreise.