Eik Schmugler - #eikwirkt im CJD
Freiheit achten bedeutet für mich, jeden für sich selbst entfalten zu lassen.
Herr Schmugler, was haben Sie gemacht, bevor Sie zum CJD kamen?
Eik: Ich habe meine Berufsausbildung zum Koch gemacht im Travel Charme Hotel in Bansin und war danach ein paar Jahre als Koch im Maritim Hotel tätig. Da konnte ich innerhalb der Gruppe auch ein bisschen aufsteigen und Erfahrungen sammeln.
Danach habe ich auf Usedom ein Restaurant mit 2 ehemaligen Kollegen eröffnet. Das Restaurant Remise in Stolpe. Da ging es eigentlich schon so ein bisschen los, dass ich immer nur noch am Arbeiten war und ich gemerkt hab, dass außerdem während der Arbeit die Azubis immer so ein bisschen zu kurz kamen, weil die eigentlich immer nur Arbeitskräfte waren und keiner sich richtig mit den Inhalten auseinandersetzen wollte. Die Einstellung von meinen Kollegen war immer, dass sie schon lernen, was sie wissen müssen, um die Prüfung zu bestehen. Der Rest kommt später.
Aber ich sehe das Miteinander und habe mich dann immer dafür eingesetzt, dass wir den Leuten auch mal ein bisschen was vom Rahmenlehrplan beibringen, was nicht Teil der regulären Arbeit in der Küche ist. Damals habe ich dann den Entschluss getroffen meinen Küchenmeister zu machen.
Den habe ich in Rostock gemacht und parallel in der Trotzenburg als stellvertretender Küchenleiter gearbeitet. Danach bin ich wieder zurück auf die Insel in meinen ersten Betrieb, auch als stellvertretender Küchenleiter und hab dann aber für mich festgestellt, irgendwie dreht man sich in der Gastronomie so ein bisschen im Kreis.
Damit war ich unzufrieden und wollte was Neues machen.
Was hat Sie bewogen, sich als Werkstattpädagoge beim CJD zu bewerben?
Eik: Ahnungslosigkeit. [lacht]
Ich konnte mit dem Begriff Werkstattpädagoge im ersten Moment gar nichts anfangen. Ich habe die Stellenausschreibung gesehen und mich gefragt, was eigentlich mit der Menschheit los ist, dass man in der Autowerkstatt schon Pädagogen braucht. Da wollte ich mehr drüber wissen und habe auf die Stellenanzeige geklickt. Und dann lese ich auf einmal Pädagoge im Küchenbereich. Dann habe ich mir alles durchgelesen und den Entschluss gefasst, dass ich mich da einfach mal bewerbe. Am nächsten Morgen um 10 bin ich nach Wolgast und hatte mein Vorstellungsgespräch.
Ich habe sehr viele Fragen gestellt und Frau Greiner-Jean, die Leiterin der Produktionsschule, hat mir alles erklärt: Was in der Produktionsschule so los ist, was gebraucht wird und wie der Aufgabenbereich sein wird. Und irgendwie hat sich das alles für mich gut angehört.
Ich kann meinen Traumberuf Koch weiter ausüben und trotzdem das machen, was ich eigentlich machen möchte: Jungen Menschen oder überhaupt Menschen was erklären und zeigen, wie was funktioniert. Nachdem ich drei oder vier Mal zum Probearbeiten da gewesen bin, hat sich der Entschluss gefestigt und ich war mir sicher, ok den Job möchte ich gerne machen.
Welche Eigenschaften muss man mitbringen, um als Werkstattpädagoge zu arbeiten?
Eik: Fachexpertise setzt sich voraus, dass, wenn man eine Werkstatt leitet, auch die Fachexpertise dahinterstecken muss.
Was für mich viel mehr ausmacht ist aber, was man übergeordnet braucht. Spaß an der Arbeit mit jungen Menschen zum Beispiel. Einfühlungsvermögen.
Ein sehr hohes Maß an Flexibilität im Arbeitsalltag. Es ist nicht so, dass man morgens einen Plan hat, so wie in der Regelschule zum Beispiel. Dass man also sagt: Ok, morgen machen wir das, übermorgen machen wir das. Ich komme morgens rein in den Essenraum zur Morgenrunde und es ist entweder kein Jugendlicher da, manchmal ist einfach nur die Hälfte da oder auch mal andere Jugendliche, die den Tag gar nicht auf dem Plan waren. Na und? Dann muss man halt ein bisschen flexibel sein und seinen Arbeitsalltag danach ausrichten, wer gerade vor einem steht und was man mit dem machen kann, um den irgendwie voranzubringen.
Und natürlich Empathie. Man muss sich auch in die Menschen, mit denen man zusammenarbeitet, reinversetzen können und fühlen können, was die fühlen, um zu wissen, ok, warum spricht der heute nicht? Warum ist er heute böse auf alle und jeden. Oder auch andersrum, warum ist der heute total gut drauf und kriegt sich gar nicht konzentriert? Auch diese Sachen hat man ja. Und wenn man dann ein bisschen nachvollziehen kann und sich da reinfühlen kann, denke ich, dann versteht man schon alles ein bisschen besser und kann auch so auf jeden einzelnen besser eingehen.
Was sind die besonderen Momente in Ihrem Beruf?
Eik: Besondere Momente sind immer, finde ich, Momente der Dankbarkeit, wo man merkt, dass die Jugendlichen nicht nur mir, als Küchenleiter in dem Moment, sondern auch der kompletten Küche, der kompletten Mannschaft beispielsweise sagen: „Euer Essen war heute total super! Das war besser als bei McDonalds.“ (Was sie sehr gerne als Maßstab heranziehen.) So diese Kleinigkeiten, die sind schon viel wert.
Genauso viel wert ist, wenn man merkt, dass man etwas bewegt hat. Dass ein Jugendlicher, der zum Beispiel hierherkommt und sich die ersten paar Monate gar nicht motivieren lässt, pünktlich zu sein, hier zu sein, überhaupt irgendwas zu machen, keinen Antrieb hat, dass der vielleicht nach einem halben Jahr freiwillig sagt (weil genau den Fall hatten wir jetzt bei einer Veranstaltung): Mensch, ich komme morgen früh um 6 und ich bleib auch den ganzen Tag da, weil da habe ich Bock drauf. Weil da weiß man, ok, man hat einfach durch die Arbeit hier bewirkt, dass dieser Mensch Lust auf was hat und das reicht ja schon erstmal, das ist ja schon ein Schritt in die richtige Richtung.
Und was wir auch vermehrt haben und was auch immer eine Bestätigung ist und so ein besonderer Moment im Beruf, wenn Teilnehmer, die uns schon verlassen haben, wieder den Weg zu uns zurückfinden, um noch mal zu sagen und um uns zu zeigen: Das habe ich geschafft!
Wir haben öfter mal, dass welche kommen die jetzt im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr sind oder die ihren Facharbeiter geschafft haben und dann total euphorisch sind und uns als Werkstattleiter und als Produktionsschule zeigen wollen: Guck mal hier, das habe ich doch erreicht
Das ist immer viel Wert, dann merkt man, man hat etwas bewegt.