Mixed Reality in der beruflichen Bildung
Während Mixed Reality in Studiengängen wie Medizin, Architektur oder Ingenieurwesen schon seit einiger Zeit zum Einsatz kommt, ist es in der beruflichen Bildung etwas Neues. Digitale Assistenzsysteme können das Lernen und die Teilhabechancen von Menschen mit Unterstützungsbedarf enorm verbessern – auch am Arbeitsplatz und in der Ausbildung. Möglich macht das ein
Projekt mit dem Namen EdAL MR 4.0, an dem die Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsförderungswerke (BAG BBW) e. V., die TU Dortmund und das CJD mit seinen Berufsbildungswerken in Hamburg, Dortmund und Gera beteiligt sind. Und noch etwas ist besonders an diesem Projekt: Die Auszubildenden sind in die Entwicklung und in die Erprobung der Mixed-Reality-Inhalte eingebunden.
Tieferes Verständnis von der Realität
Die MR-Brillen erzeugen Hologramme, die Lerninhalte anschaulicher und vor allem erfahrbarer machen. Anders als in der virtuellen Welt sieht man bei der Mixed Reality (gemischte Realität) weiterhin seine Umwelt. Das Objekt, an dem oder mit dem man arbeiten möchte, wird als Hologramm erzeugt. So können beispielsweise die Auszubildenden des Frisörhandwerks ein Haar dreidimensional in allen seinen Schichten und seiner Struktur untersuchen. Die angehenden Lagerfachkräfte wiederum durchlaufen an einem als Hologramm erzeugten Hochregallager die verschiedenen Abläufe im Lager Schritt für Schritt. Mit Hilfe der MR-Brille – das Projekt arbeitet mit der Hololens 2.0 von Microsoft – bekommen die Schülerinnen und Schüler ein tieferes Verständnis von der Realität. Mit der Brille können die angehenden Fachpraktikerinnen und -praktiker in der Küche sowie die Fachkräfte fürs Frisörhandwerk und für Lagerlogistik spielerisch und in ihrem Tempo wichtige Lerninhalte vertiefen und wiederholen, so wie sie es brauchen, damit der Lernstoff sitzt. Auch die Ausbilderinnen und Lehrer sowie das reha-pädagogische Fachpersonal nutzen die Hololens 2.0. So können sie gemeinsam mit ihren Auszubildenden am jeweiligen Hologramm arbeiten und sie gezielt bei individuellen Fragestellungen unterstützen.
Neue Dimensionen des Lernens
Das Projekt ermöglicht es, dass junge Menschen, die mehr Unterstützung beim Lernen benötigen, an der digitalen Welt im beruflichen Umfeld teilhaben. „Alle reden von Digitalisierung. Wir tun es da, wo es vielleicht wenige vermuten, in der beruflichen Rehabilitation“, freut sich Samuel Breisacher, CJD Vorstand und stellvertretender Vorstand der BAG BBW. „Digitale Teilhabe ist für unsere Gesellschaft unabdingbar. Es ist ungemein wichtig, dass digitale Innovationen wie Mixed Reality ein selbstverständliches Element der Ausbildung in Berufsbildungswerken sind. Wir setzen uns für Teilhabe und Barrierefreiheit ein.“
Was genau ist das Projekt EdAL MR 4.0?
EdAL MR 4.0 steht für "Entwicklung und Erprobung digitalisierter Arbeitshilfen und Lerneinheiten auf Mixed Reality Basis in der beruflichen Reha-Ausbildung zur Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt 4.0". Projektpartner sind die Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke (BAG BBW) und das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland e.V. (CJD). Der Lehrstuhl Rehabilitationstechnologie der TU Dortmund übernimmt die wissenschaftliche Begleitforschung. Das Projekt wird aus Mitteln des „Ausgleichsfonds für überregionale Vorhaben zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben“ vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert.