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Und es hat BEM gemacht!

Rücken kaputt und bitte nicht mehr als 10 kg heben! Bähm, die Diagnose hat gesessen und der sympathischen CJD-Mitarbeiterin Jana Rübsam den Boden unter den Füßen weggezogen. Bis zum Tag X arbeitet sie leidenschaftlich gern im Förderzentrum im CJD in Erfurt und liebt ihren Traumjob. Dann kommt das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) zum Einsatz. Eine Einladung zum BEM-Treffen und richtig tolle Gespräche mit dem BEM-Team vom CJD Sachsen/Thüringen verändern die aussichtslose Lage der Heilerziehungspflegerin. Sie bekommt einen neuen Arbeitsplatz im Unternehmen. Mittlerweile ist Jana glücklich mit ihrem neuen Job und kann allen Mitarbeitenden nur Mut machen, sich nicht vor den BEM-Gesprächen zu drücken. Mehr über Janas Jobwechsel und warum die leidenschaftliche Motorradfahrerin jedem nur Mut machen kann, das Betriebliche Eingliederungsmanagement als Chance zu sehen, erfahrt ihr im Interview.

Wie hat dein Weg zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement begonnen? 

Ich habe bereits zwei BEM-Erfahrungen machen dürfen. Meine erste Einladung kam überraschend, denn damals wusste ich noch nicht, dass es sowas gibt. Ich war 7 Wochen krankgeschrieben und da kam der Brief. Aber ich war vorgewarnt, denn ich bekam erst einen Anruf. Das zweite BEM-Gespräch war dann keine Überraschung mehr.

Was waren deine ersten Gedanken und Gefühle, als die Einladung zum BEM-Gespräch in deinem Briefkasten lag? 

Tatsächlich hatte ich ein mulmiges Gefühl, denn ich wusste ja nicht, was auf mich zukommt. Ich habe mir dann echt viele Gedanken gemacht und hatte viele Fragen im Kopf: „Muss ich jetzt erzählen, warum ich so lange krank war?“ oder „Warum wollen die ausgerechnet mit mir sprechen?“, „Geht doch niemanden etwas an und ich muss doch nichts erzählen“, „Seit wann darf der Arbeitgeber wissen, warum man krank ist? Ist doch Privatsache“. Und ich wollte natürlich wissen, wie mir das CJD helfen kann. Deshalb habe ich einen Termin vereinbart.

Was glaubst du sind die größten Vorurteile der Mitarbeitenden gegenüber BEM?

Die größten Vorurteile sind tatsächlich, dass man als Mitarbeiter denkt, jetzt muss ich hier erzählen warum und wieso ich krank war. Krankheit zählt ja zur Privatsphäre und gerade, wenn es sich um eine gravierende Erkrankung handelt, redet man ja eigentlich nicht gern drüber. Schwierig ist für viele vielleicht auch allein in diesem Gespräch zu sitzen und „befragt“ zu werden. Diese Vorurteile sind mit Sicherheit völlig normal, aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sie alle nicht zutreffen.

Ich habe mich sehr verstanden gefühlt und niemand hat mich zu meiner Erkrankung befragt. Da es kein Muss war, konnte ich mich entspannen und habe dann doch ein bisschen was erzählt. Das macht es für das BEM-Team ein bisschen einfacher alles nachvollziehen zu können und zu unterstützen.

Wie hat das BEM-Team mit dir zusammengearbeitet, um einen individuellen Plan zu erstellen?

Bei meinem ersten BEM-Gespräch ging das alles ganz fix, denn meine erste längere Ausfallzeit hatte nichts mit der Arbeit zu tun und war nach einiger Zeit komplett auskuriert. Als ich dann ein zweites Mal länger ausgefallen bin, war allerdings klar, dass es mit der Arbeit zusammenhängt. Logisch, dass das BEM-Team wieder präsent war. Angst oder Vorurteile gab es diesmal nicht, da ich wusste, dass es beim letzten Mal auch total entspannt ablief. 

Gab es Herausforderungen während des BEM-Prozesses und wie wurden diese bewältigt?

Nachdem ich mir im Urlaub den Fuß gebrochen hatte, wurde in späteren Untersuchungen festgestellt, dass ich Arthrose und seit längerem mindestens einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule habe. Laut der Aussage der Ärzte kam das mit Sicherheit von der körperlich schweren Arbeit im Förderbereich. „Suchen Sie sich eine neue Arbeit und heben Sie nicht mehr als 10 kg!“ Das war die größte Herausforderung, denn in welchen Bereich könnte man mich als Heilerziehungspflegerin einsetzten und die Vorgaben der Ärzte einzuhalten.

Das BEM-Team arbeitete eng mit meinen Vorgesetzten und Lucia Steiner, unserer Fachkraft für Arbeitssicherheit, zusammen. Wir haben gemeinsam in alle Richtungen gedacht, welche Möglichkeit es gibt, mich im Unternehmen weiter zu beschäftigen. Herausfordernd war auch mein Wunsch an das BEM-Team: „Bitte, ich mache alles, aber nicht an einem Schreibtisch!“

Wie hat sich deine Arbeitssituation nach Durchlaufen des BEM verändert? 

Ich bin vom Förderzentrum in die Schule gewechselt und bin jetzt dort als Sonderpädagogische Fachkraft in der Werkstufe eingesetzt. Und natürlich sehr glücklich.

Welche Unterstützung hast du von deinen Kollegen und Vorgesetzten erhalten? 

Meine Kollegen im Förderzentrum hatten alle Verständnis für meine Situation und haben mich wo es ging unterstützt, vor allem mit kreativen Ideen wie ich im Förderbereich bleiben könnte. Aber irgendwann stand die Entscheidung fest, dass ich den Bereich wechseln muss. Klar war ich traurig mein Team zu verlassen, aber ich war auch überglücklich, so eine tolle Chance in der CJD Christophorusschule zu erhalten.

Was würdest du anderen Mitarbeitenden empfehlen, die vor einem ähnlichen Prozess stehen? 

Nehmt unbedingt die Chance wahr, ein BEM-Gespräch zu führen, denn viele Köpfe denken besser zusammen und es können sich neue Türen öffnen, von denen man noch nichts ahnt.

Niemand im CJD muss Angst haben, dass er aufgrund von Krankheit hängen gelassen oder nicht unterstützt wird. Ich weiß, dass viele Mitarbeiter BEM sinnlos finden. Aber ich kann aus eigener Erfahrung sagen, das ist nicht sinnlos. Wenn es das BEM-Team nicht gegeben hätte, dann würde ich heute bestimmt nicht mehr im CJD arbeiten. 

Wie beurteilst du die Langzeitwirkung des BEM auf deine berufliche Entwicklung? 

Neben meiner neuen Stelle in der Schule konnte ich auch inhaltlich sehr viel aus den BEM-Gesprächen mitnehmen. Vor allem die „Nachsorge“ fand ich toll. Ich wurde tatsächlich auch nach der Versetzung angerufen und das BEM-Team hat sich nach mir erkundigt. Das war ein schönes Gefühl. 

Mittlerweile bin ich jetzt seit fast 2 Jahren in der Schule. Der Wechsel war nicht ganz einfach, aber meine neuen Kollegen haben mich mit offenen Armen empfangen und es mir leichter gemacht. Mein Aufgabenfeld ist jetzt völlig anders, oft herausfordernd, anstrengend, aber auch super spannend und lehrreich. Ich bin dem CJD sehr dankbar, diese Chance bekommen zu haben und ich kann von mir sagen, dass ich unglaublich gern auf Arbeit gehe.

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