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  1. Aktuelles aus dem CJD
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Bericht über die Studienfahrt ins KZ Natzweiler-Struthof

Unter dem Kreuz befindet sich die Aschegrube. Im gesamten Lagerkomplex starben etwa 17.000 Menschen.

Im Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben" machte das CJD Wolfstein mit vier Betreuern und zehn Teilnehmern verschiedener Wohngruppen im Alter von 16- 19 Jahren eine Studienfahrt in das KZ Natzweiler-Struthof, wo von 1941 bis 1945 brutale und menschenverachtende Dinge geschahen. Organisiert wurde die Fahrt von Frau Schnipp und inhaltlich begleitet von Herrn Rech, mit dem zu diesem Thema im Januar 2024 eine Einführungsveranstaltung in Wolfstein stattgefunden hatte. 

Unser Ausflug war von Freitag, den 01.11.2024, bis Sonntag, den 03.11.2024, geplant. Nach unserer Ankunft in Mutzig, setzten wir uns zusammen und besprachen den Programmablauf. Außerdem führte Herr Rech uns in das Thema ein. Am folgenden Tag ging es für uns um ca. 10:30 Uhr zu Fuß vom Bahnhof Rothau bis zum KZ Natzweiler-Struthof. Diesen Weg von etwa 8 km und 480 Höhenmetern liefen damals die Deportierten. Um es so realitätsnah wie möglich zu gestalten, hatten wir uns dazu entschlossen, dies auch zu tun. Der Weg war anstrengend und hat einige von uns an ihre Grenzen gebracht. Die Menschen, die diesen Weg damals gegangen sind, waren ausgehungert und hatten kein Wasser. Sie wurden von den SS-Leuten angeschrien und von deren Hunden bedroht. Damals schrie die SS: „Schnell, schnell“, und die Häftlinge mussten so schnell es ging nach oben laufen. Auf dem Weg zum KZ kamen wir an der alten Gaskammer und der Villa inklusive Pool des damaligen Lagerkommandanten und SS-Sturmführers Egon Zill vorbei. Alles war vernebelt, was die Stimmung noch düsterer machte.

Oben angekommen machten wir eine kurze Pause, um zu essen und zu trinken. Danach ging es für uns auf das Gelände, wo sich die grausamen Taten damals ereignet hatten. Zuallererst sahen wir die Wachtürme und eine Baracke, in der viele originale Ausstellungsstücke standen, wie zum Beispiel die Betten und Tische der Häftlinge. Auch viele Bilder und Texte zu den Deportierten oder aber auch zu denen, die zu dieser Zeit das „Sagen“ hatten, waren zu sehen. Hin und wieder hielten wir an und bekamen von Frau Schnipp Texte eines ehemaligen Häftlings vorgelesen, die uns das Geschehen näherbrachten.

Wir sahen den Galgen, an dem die Menschen erhängt wurden, den Prügelbock, wo das Mindeststrafmaß fünf Schläge betrug, das Krematorium, in dem medizinische Versuche an Häftlingen stattfanden. Wir sahen den Ofen, in dem die Leichen verbrannt wurden. An manchen Stellen hatten wir Blumen niedergelegt, um noch einmal an die Verstorbenen zu denken. All die Dinge, die wir dort sahen, ließen uns noch lange Zeit nicht los. 
Am dritten Tag der Studienfahrt trafen wir uns zu einer Reflexionsrunde und sprachen über unsere Gefühle und all das, was wir am Tag zuvor erlebt und mitgenommen hatten. Einige von uns haben es auch künstlerisch auf einer Leinwand festgehalten. Danach ging es für uns zurück.
Die Fahrt an diesen Ort hat uns verdeutlicht, was sich damals ereignete, damit wir die Dinge nicht einfach vergessen und wegschauen, so wie es damals viele Menschen getan haben. So etwas Ungeheuerliches darf nicht noch einmal geschehen.

Ich persönlich konnte viel von der Fahrt mitnehmen, viele Eindrücke sammeln und dem Thema auf einer persönlichen Ebene begegnen. Jedoch war dies keine leichte Kost. Meines Erachtens sollten solche Fahrten häufiger stattfinden. Es zu sehen, bringt es einem viel näher. Auch zur heutigen Zeit bekommen wir mit, was politisch gerade los ist. Es macht vielen von uns Angst. Ich bin der Meinung, dass es nicht vergessen werden darf. Ich finde gut, dass unsere Gruppe aus jungen Menschen bestand. Wir sind die Menschen von morgen. Wir können es weitertragen.

Ich bin sehr dankbar, dass ich an dieser Fahrt teilnehmen durfte und empfehle es jedem, der auch nur ein Funken Interesse hat, sich etwas näher mit dem Thema auseinanderzusetzen.

 

 

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